Klangkosmos Schütz.22 „weil wir leben" – ein völlig neuer Klang-Kosmos. Das Gipfeltreffen von vier Landesjugendchören unter Leitung von Justin Doyle
Unter dem Titel Klangkosmos Schütz.22 „weil wir leben" vereinigten sich vier der deutschen Landes-jugendchöre (Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) zu einem herausragenden Projekt anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz (1585-1672).
Dieses einmalige Gipfeltreffen der vier Landesjugendchöre unter der Leitung von Justin Doyle, Chefdirigent des RIAS Kammerchores Berlin, war zu hören am 3. Oktober in der Martinskirche Kassel, am 29. Oktober im Magdeburger Dom, am 30. Oktober im Freiberger Dom sowie am 31. Oktober in der Stadtkirche in Schmalkalden.
140 junge Sängerinnen und Sänger haben Ende September/ Anfang Oktober an fünf Tagen in Zusammenarbeit von Mitglieder*innen des RIAS Kammerchores Berlin und unter der Leitung von Justin Doyle ein mehrchöriges und bis zu vierzig-stimmiges Konzertprogramm mit Werken von Heinrich Schütz, Thomas Tallis, Johannes Ockeghem, Frank Martin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und John Tavener erarbeitet. Wichtiger Programmbaustein war der Kompositionsauftrag an Reiko Füting. Sein Werk trägt den Titel „weil wir leben, können" – eine Komposition für vier Chöre und zwei Orgelpositive (2022).
KLANGKOSMOS SCHÜTZ.22
Als Heinrich Schütz 1672 im Alter von 86 Jahren starb, markierte das eine Epochenzäsur der mitteldeutschen und europäischen Musikgeschichte. Mit seinem Tod ging eine erste Blütezeit der Musik zu Ende, welche mit Schütz ihre frühe Vollendung gefunden hatte – einerseits.
Andererseits hatte er vielfach Weichen gestellt – kompositorisch, ästhetisch, in Bezug auf Musikorganisation und hinsichtlich der Vernetzung einer intellektuellen Avantgarde auf europäischer Ebene, sodass über seinen Tod hinaus die Musikgeschichte von Bach über Mendelssohn Bartholdy und Brahms bis in unsere Gegenwart hinein wortwörtlich fundamental von Heinrich Schütz beeinflusst wurde.
Kultur und Geschichte des 17. Jahrhunderts, für die Schütz paradigmatisch steht, weisen in aufwühlender Weise immer wieder Parallelen zu unserer Gegenwart auf – von Krisendiskursen (religiöse und politische Spannungen, Kriege) über Umweltfragen (Kleine Eiszeit, Ernteausfälle, Epidemien) und Innovationsschübe (Erfindungen, technische Revolutionen) bis hin zu Modernisierungsängsten. Leben und Wirken von Schütz stehen hier für Zuversicht, Integrität und soziale Verantwortung. Schütz dachte und agierte europäisch, lange bevor diese Idee zur Prämisse des Handelns und Zusammenlebens wurde.
Zentrale Regionen der Würdigung dieses Jahrhundertkomponisten zu dessen 350. Todestag sind die Bundesländer Thüringen (Geburtsort), Sachsen (jahrzehntelanger Wirkungsort), Sachsen-Anhalt (Ort seiner Kindheit und Alterssitz) sowie Hessen (Ausbildungsstätte am Kasseler Hof). Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, als der bedeutendste Mäzen und Förderer von Schütz, ist 2022 vor 450 Jahren geboren worden.
All das zusammen ist der Grund für das herausragende Projekt Klangkosmos Schütz.22, weshalb es erstmals in der Geschichte der vier Landesjugendchöre Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen zu einer großdimensionierten gemeinsamen Zusammenarbeit im Rahmen eines A-cappella-Projektes kommt – unter der Leitung eines der profiliertesten Künstlerischen Leiter der Rundfunkchöre in Deutschland: Justin Doyle, Chefdirigent des RIAS Kammerchores Berlin.
160 junge Sänger:innen erarbeiteten unter seiner Leitung, in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des RIAS Kammerchores Berlin, ein mehrchöriges und vielstimmiges Konzertprogramm mit Werken von Heinrich Schütz, Johannes Ockeghem, Thomas Tallis, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Frank Martin und John Tavener. Einen Höhepunkt bildet die Uraufführung der Auftragskomposition „... weil wir leben, können" von Reiko Füting.
Bereits im Vorfeld trafen sich jeweils zwei der Chöre zu gemeinsamen Vorbereitungsphasen und Konzerten in den vier Bundesländern. Im ersten bilateralen Projekt der LJCs aus Hessen und Sachsen mit Auftritten in Kassel (1. Mai) und Leipzig (28. Mai, im Rahmen des Deutschen Chorfestes) präsentierten diese Teile ihres Programmes aus dem Projekt Klangkosmos. Die Konzerte in Weimar und Halle (20. und 21. August) mit den LJCs Sachsen-Anhalt und Thüringen vermittelten einen weiteren Ausblick auf das Gipfeltreffen der vier Ensembles im Oktober. Das von allen Sänger:innen mit Spannung erwartete großdimensionierte Finale beginnt mit dem Konzert am 3. Oktober in der Martinskirche und findet damit erneut an diesem für Schütz so entscheidenden und prägenden Ort Kassel statt. Der Kreis schließt sich mit Aufführungen an weiteren Orten, welche mit Schütz in Verbindung stehen: Magdeburg, Freiberg und Schmalkalden.
Das entscheidende musikalische Fundament für die Realisierung dieses umfänglichen Projektes wurde durch die Künstlerischen Leiter:innen der Landesjugendchöre – Axel Pfeiffer und Jürgen Faßbender, Ron-Dirk Entleutner, Berit Walther, Franziska Kuba – gelegt, zusammen mit den Sänger:innen, in diesem Schütz-Festjahr 2022.
Ausführliche Projektbeschreibung
KLANGKOSMOS SCHÜTZ.22
Ein Projekt der Landesjugendchöre Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Konzeption Der Tod von Heinrich Schütz markiert eine epochale Zäsur der mitteldeutschen, ja europäischen Musikgeschichte. Mit ihm ging einerseits eine erste Blütezeit der Musik zu Ende, andererseits hat er zukunftsweisende Wege aufgezeigt – kompositorisch, ästhetisch, musikorganisatorisch und durch sein europäisches Netzwerk mit seinen Zeitgenossen.
Ziel des Projektes war es, die intensive Auseinandersetzung mit der Kultur des 17. Jahrhunderts in Mitteldeutschland anhand seines Schaffens. Die Lebensthemen, die Umbrüche bzw. Wendepunkte (Dreißigjähriger Krieg, Reformation, Pest) dieser Zeit zu erschließen und erklingen zu lassen in Verbindung mit Werken der nachfolgenden Jahrhunderte, sollten dieses Projekt erfahrbar machen. Es geht nicht um einen rückwärtsgewandten Blick auf den Todestag, es geht um den kulturellen Brückenschlag bis in die Gegenwart: Das 21. Jahrhundert mit der Musik von Schütz zu verbinden. In mehrtägigen und mehrphasigen Proben erarbeiteten die Jugendchöre von Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die gemeinsamen Aufführungen in den vier Bundesländern. Nach diesen Arbeits- und Konzertphasen bis zum August 2022 mündete das Projekt in Konzerte mit den vier Landesjugendchören zusammen an vier zentralen Orten, die Schütz aufgesucht hat. Seine Vorstellung von Raummusik durch Mehrchörigkeit wird so in einem durchkomponierten Programm erleb- und hörbar.
Stellenwert Erstmals in der Geschichte aller vier Landesjugendchöre kam es zu einer großdimensionierten Zusammenarbeit im A-Cappella-Bereich. Ein weiteres Novum war eine erst einzeln, dann gemeinsam erarbeitete und uraufgeführte Komposition. Damit verbunden war auch das mehrstufige Zusammenwachsen von jeweils zwei (Arbeitsphasen Januar bis August) auf vier Landesjugendchöre (Arbeitsphasen September/Oktober). Die Abschlusskonzerte mit 40-stimmigen Werken (die sonst schwerlich aufführbar sind) stellten die Verbindung zu Felix Mendelssohn Bartholdy (175. Todestag) und Johannes Brahms (125. Todestag) her. Beide Komponisten haben die wichtige Schütz-Renaissance im 19. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Dieses breite Spektrum an Kompositionen stellte im Kontext mit der Auftragskomposition von Reiko Füting den klingenden Kosmos Schütz.22 sowohl für die jungen Sänger*innen als auch für das Publikum auf eindrückliche Weise her. Das Miteinander-Proben und -Konzertieren in solch sowohl besetzungsmäßigen als auch zeitlich ausgedehnten Rahmen förderte intensiv den sozialen Aspekt der Begegnungen, somit die soziale Kompetenz, und lehrte die Jugendlichen mit Hilfe des gemeinsamen Singens, sich auch mit gesellschaftlichen Ambivalenzen auseinander zu setzen, miteinander zu erleben und zu lösen. Die Beschäftigung mit so unterschiedlichen Epochen der Musik in einem Konzert wird das zukünftige musikalische Interesse der Sänger*innen beeinflussen und verändern. Gerade die vielstimmig besetzten Stücke des 16. Jahrhunderts stellten große, ungewohnte sängerische Herausforderungen dar, um die Klangauffächerung und Klangbalance dieser Werke adäquat zu realisieren. Beim Hören und Miterleben der Aufführungen wurden alle Seiten – Mitwirkende und Publikum - mit neuen Klangerlebnissen konfrontiert und somit bereichert. Die Gegenwartsmusik bekam mit der vielstimmigen Auftragskomposition „weil wir leben, können" für das Klangkosmos-Projekt einen bewußt selbstverständlicheren, gewichtigeren, weil persönlichen Stellenwert im Chorleben, gefördert durch Gespräche zwischen Komponist, Dirigent und Jugendlichen während der Probenarbeit. Die Textfindung für das Uraufführungswerk fand bereits im Dezember 2021 mit drei mehrstündigen interaktiven Foren unter Teilnahme des Komponisten statt. Dazu waren die Sänger*innen aller vier teilnehmenden Landesjugendchöre eingeladen - mit dem Ergebnis einer regen Beteiligung. Reiko Füting studierte in Dresden, Houston und New York und hat seit zwei Jahrzehnten an der Manhattan School of Music in New York die Professur für Komposition und Musiktheorie inne. „Es fasziniert mich als Komponist, auf etwas zu reagieren, mich mit etwas auseinanderzusetzen, auf etwas zu reagieren". Der Titel des neuen Werkes „weil wir leben" bezieht sich auf den letzten Satz von Heinrich Schütz in seinem Vorwort zu den Psalmen Davids: „weil ich lebe – Henrich Schütz".
Arbeitsphasen und Konzerte Dieser gesamte erste Block der vier Landesjugendchöre bis zum August 2022 – bestehend aus ein oder zwei Arbeitsphasen, davon eine gemeinsame mehrtägige Arbeitsphase von jeweils zwei Chören zusammen – wurde aus dem jeweiligen Landesjugendchor-Budget finanziert. Damit war jedoch das jeweilige Jahresbudget der einzelnen Chöre aufgebraucht. Diese Arbeitsphasen waren jedoch unerlässlicher Bestandteil des Gesamtprojektes und unabdingbare Voraussetzung für das Herbstprojekt unter Leitung von Justin Doyle. Das Herbstprojekt – Arbeitsphase und 4 Konzerte - waren nur mit zusätzlicher finanzieller Förderung und Drittmittelförderung durchführbar.
Diese zusätzliche Förderung erfolgte dankenswerterweise durch die MBM (Mitteldeutsche Barock Musik) und die vier Staatskanzleien der Bundesländer. Die Auftragskomposition ist finanziert worden durch die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die Kulturstiftung Thüringen.
1. Block: Januar bis August | jeweils 2 Landesjugendchöre mit den jeweiligen Künstlerischen Leiter*innen Hessen und Sachsen: Konzerte Kassel 01.05. | Leipzig 28.05. (Deutsches Chorfest Leipzig) Sachsen-Anhalt und Thüringen: Weimar 20.08. | Halle 21.08.
Landesjugendchor Hessen, Künstlerische Leitung: Axel Pfeiffer/ Jürgen Faßbender Landesjugendchor Sachsen, Künstlerische Leitung: Ron-Dirk Entleutner Landesjugendchor Sachsen-Anhalt, Künstlerische Leitung: Berit Walther Landesjugendchor Thüringen, Künstlerische Leitung: Franziska Kuba
2. Block: 29. September bis 3. Oktober | 28. Oktober Wiederaufnahmeproben | alle 4 Landesjugendchöre gemeinsam | Mitglieder des RIAS Kammerchores | Justin Doyle 03.10. Konzert Kassel, Martinskirche (Hessen) | Justin Doyle 29.10. Konzert Magdeburg, Dom (Sachsen-Anhalt) | Justin Doyle 30.10. Konzert Freiberg, Dom (Sachsen) | Justin Doyle 31.10. Konzert Schmalkalden, St. Georg (Thüringen) | Justin Doyle
Die Arbeitsphase (29.09.-03.10. sowie die Wiederaufnahmeproben am 28.10.) und die drei Konzerte (29.-31.10.) wurden von Justin Doyle, Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des RIAS Kammerchores Berlin, geleitet. Im Rahmen eines Education-Projektes wurden die Sänger*innen der Landesjugendchöre durch Mitglieder aus dem RIAS-Kammerchor Berlin pädagogisch und probentechnisch betreut.
Konzertprogramme Die Literatur der Frühjahrs- bzw. Sommerarbeitsphasen mit jeweils zwei Landesjugendchören standen aus probentechnischen Gründen in enger Verzahnung mit der Herbstarbeitsphase aller vier Landesjugendchöre. Die Abschlusskonzerte unter Leitung von Justin Doyle waren in Rücksprache mit den Künstlerischen Leiter*innen der vier Landesjugendchöre konzipiert. In den Abschlusskonzerten erklangen bis zu 40-stimmige Werke von Johannes Ockeghem und Thomas Tallis sowie mehrchörige Werke von Heinrich Schütz. Chorwerke von Brahms und Mendelssohn Bartholdy sowie Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts (Frank Martin, John Tavener) bildeten weitere Bausteine im Klangkosmos Schütz.22. Tallis ist ein legendäres Beispiel für polyphone Triumphe der Renaissance-Musik. Und Schütz war konfessioneller Kosmopolit, zu seinen Lebzeiten ein Vorreiter der Moderne und allem voran der Wegbereiter der lutherischen Kirchenmusik.
Svenja Reis und Jakob Dietz (Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar) haben den Orgelcontinuo-Part übernommen und sind zudem mit Solowerke von Johann Pachelbel, Jan Pieterszoon Sweelinck und Antonio Soler aufgetreten.
Das Programmheft zu den vier Konzertterminen spiegelt den Umfang des Projektes wider.
Kooperationspartner Heinrich Schütz Musikfest Mitteldeutsche Barock Musik (MBM) RIAS Kammerchor Berlin Deutschlandfunk Kultur Deutscher Musikrat, Forum Dirigieren Staatskanzleien und Ministerien für Kultur der Bundesländer Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Themenjahr Thüringen: Am Anfang war das Wort | Sprache. 500 Jahre Bibelübersetzung Evangelische Landeskirche in Mitteldeutschland, Evangelische Landeskirche Anhalts, Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens und Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
Die Landesjugendchöre sind in folgender Trägerschaft: Junge Musik Hessen gGmbH, Sächsischer Chorverband, Landesmusikrat Sachsen-Anhalt und Landesmusikrat Thüringen
Der Landesmusikrat Thüringen war federführend in diesem Gesamtprojekt „Klangkosmos Schütz.22".
„... das Bekannte in Anderem entdecken"
Der Komponist Reiko Füting und Mitglieder der 4 Landesjugendchöre suchen gemeinsam nach Texten für die Auftragskomposition "weil wir leben"
Mit Klangkosmos Schütz.22 ist das Projekt der vier Landesjugendchöre Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überschrieben, das knapp ein Jahr vor der Realisierung (September/ Oktober 2022) mit dem ersten von drei Zoom-Terminen im Dezember seinen ungewöhnlichen Auftakt genommen hatte.
Erstmals in der Geschichte aller vier Landesjugendchöre kam es zu einer großdimensionierten Zusammenarbeit im A-Cappella-Bereich unter Leitung von Justin Doyle, Künstlerischer Leiter des RIAS-Kammerchores Berlin. Damit verbunden war ein weiteres, ganz herausragendes Novum: eine Auftragskomposition von Reiko Füting, in deren Textfindung-Prozess für alle 160 Sänger*innen der vier Landesjugendchöre die Möglichkeit bestand, sich mit Hilfe von mehreren interaktiven Foren einzubringen, das Werk mit zu gestalten und den Kompositionsprozess bis hin zur gemeinsamen Arbeitsphase aller 160 jungen Sänger:innen mit zu begleiten.
Mit dieser vierzigstimmigen Komposition bekam die Gegenwartsmusik einen bewusst selbstverständlicheren, gewichtigeren, weil persönlichen Stellenwert im Chorleben, gefördert durch die Gespräche zwischen dem Komponisten, später auch dem Dirigenten Justin Doyle und den Sänger*innen nicht nur während der Probenarbeit, sondern schon während des Entstehungsprozesses und im Vorfeld der Arbeitsphase Ende September.
Reiko Füting studierte in Dresden, Houston, Seoul und New York und hat seit zwei Jahrzehnten an der Manhattan School of Music in New York die Professur für Komposition und Musiktheorie inne. „Es fasziniert mich als Komponist, auf etwas zu reagieren, mich mit etwas auseinanderzusetzen".
Der Titel des neuen Werkes „weil wir leben" bezieht sich auf den letzten Satz von Heinrich Schütz in seinem Vorwort zu den Psalmen Davids: „weil ich lebe – Henrich Schütz".
Als Komponist ist Reiko Füting, der mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet wurde, in verschiedenen Ländern Europas, Nord- und Südamerikas und Asiens in Erscheinung getreten. Seine Kompositionen werden von international renommierten Interpreten und Ensembles aufgeführt, wobei ein spezielles Interesse der Zusammenarbeit mit Vokalensembles und Ensembles mit historischen Instrumenten gilt.
Reiko Fütings Brief an die Sänger*innen
Reiko Füting, Jahrgang 1970 und Absolvent des Landesmusikgymnasiums Wernigerode, hat sein Kompositionsverständnis und seine Vorgehensweise in einem Brief vom Oktober 2021 an alle Sänger*innen der Landesjugendchöre wie folgt beschrieben:
„Die Komposition „weil wir leben" soll einen Dialog repräsentieren. Das Chorwerk wird sich essentiell auf die Musik von Heinrich Schütz beziehen. Zitate seiner Musik sollen in einen Dialog mit Zitaten anderer Komponist*innen treten. Alte Musik mit neueren Klängen in einer Komposition zu vereinen ist wie Brücken zwischen Räumen zu bauen. Brücken anstelle von Mauern. Es ist wie eine Einladung an das Andere. Und diese Einladung an das Andere ist von hoher gesellschaftlicher Relevanz: das Bekannte in Anderem entdecken und das Andere in Bekanntem.
Ich möchte als Komponist in den Dialog mit den Sänger*innen treten. Ich bitte die Jugendlichen der vier Chöre, mir Textfragmente zu schicken, die das ausdrücken, was sie im Moment bewegt. Auch werde ich sie um Beispiele von Chormusik bitten, die ihnen am Herzen liegt.
Ich werde meine gegenwärtige kompositorische Sicht auf diese verschiedenen musikalischen Zitate projizieren. Dadurch werden Zeiträume geschaffen. Die Idee des Räumlichen wird sich auch in der geplanten Mehrchörigkeit widerspiegeln. Die vier Chöre sollen von unterschiedlichen Orten in den Kirchen von Magdeburg, Freiberg und Schmalkalden singen.
Sänger*innen wie Publikum werden erfahren, wie verschiedene textliche und musikalische Ausgangspunkte miteinander korrespondieren. Unterschiedliches wird koexistieren: nicht beliebig, sondern bewusst und konkret."
Sie sind herzlich eingeladen, sich die Auftragskomposition "weil wir leben", komponiert für 4 Chöre und 2 Truhenorgeln, unter folgendem Link anzuschauen: Chorpartitur
Die Finanzierung dieser Komposition für Klangkosmos Schütz.22 haben dankenswertersweise übernommen:
Der überwältigende Erfolg dieses Gipfeltreffens der vier Landesjugendchöre in Zahlen:
mehr als 1.900 zahlende Besucher:innen
120 geladene Ehrengäste und Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen
also mehr als 2.000 Zuhörer:innen!
Die Hörfunk-Aufnahme des Freiberg-Konzertes sowie der 45-minütige Bericht über die Probenarbeit eine Woche später auf Deutschlandfunk verdeutlichen die große Öffentlichkeitswirkung dieses Projektes Klangkosmos Schütz.22
Donnerstag, 10. November um 20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur | Ruth Jarre
Mittwoch, 16. November um 22:05 Uhr | Deutschlandfunk | Julia Kaiser
Sendereihe ‚Heimspiel' mit einem 45-minütigen Bericht über die Klangkosmos-Probenarbeit mit Justin Doyle auf der Feuerkuppe [Aufnahme (mp3) ist im Archiv vorhanden].
Samstag, 03. Dezember um 17:05 Uhr | HR 2 Kultur | Christiane Hillebrand
Dienstag, 13. Dezember um 20:05 Uhr | MDR Kultur / MDR Klassik | Isabel Roth
Impressionen der Probenarbeit und Konzerte
Das Video vermittelt die einerseits lockere, andererseits erwartungsvoll gespannte Atmosphäre während der Probe und im ersten Konzert am 3. Oktober 2022 in der Martinskirche Kassel mit großer Empathie.
Klangkosmos Schütz.22
Konzerteindrücke aus Kassel, Magdeburg, Freiberg und Schmalkalden