Der Landesjugendchor Thüringen gedenkt dem verstorbenen Clytus Gottwald (1925-2023)
Für die zeitgenössische A-Cappella-Musik war der 1925 geborene Chordirigent, Komponist, Musikwissenschaftler und Theologe Clytus Gottwald die prägende Persönlichkeit und von ganz wesentlicher Bedeutung wegen seiner anspruchsvollen Chorkompositionen. Am 18. Januar ist er im Alter von 97 Jahren verstorben.
Für den Landesjugendchor Thüringen war es eine große Anerkennung und Auszeichnung, dass Clytus Gottwald den an ihn herangetragenen Wunsch nach der Bearbeitung von Clara Schumann Klavierliedern sofort begeistert aufgenommen und diese im Carus Verlag publizierten Chor-Transkriptionen dem Landesjugendchor Thüringen als Initiator gewidmet hat.
Der Doyen der zeitgenössischen Chormusik hat drei Klavierlieder von Clara Schumann ausgewählt und sie für sechsstimmigen Chor A-Cappella transkribiert. Diese Bearbeitungen sind eine Hommage an Clara Schumann zu ihrem 200. Geburtstag (1819-1896).
Der Uraufführung durch den Landesjugendchor Thüringen im Juni 2019 folgten seitdem mehrfache Wieder-aufführungen in verschiedenen Konzertprogrammen.
Die anspruchsvollen Transkriptionen für Chor A-Cappella von Clytus Gottwald sind von Anbeginn von allen großen Chören begeistert aufgenommen und weltweit mit großem Erfolg aufgeführt worden. Gerade die Rundfunkchöre haben seine herausfordernden Bearbeitungen u.a. von Richard Wagner, Gustav Mahler und Richard Strauss immer wieder im Konzertprogramm.
In seinen Transkriptionen von Orchesterwerken und vor allem Klavierliedern überträgt er vokale Satztechniken der Neuen Musik auf traditionelle Kompositionen, wobei er die Strukturen der Werke in äußerst differenziertem Klang ohrenfällig macht.
Clytus Gottwald studierte Gesang, Chorleitung (bei Kurt Thomas), des Weiteren Evangelische Theologie, Soziologie und Musikwissenschaft in Tübingen und Frankfurt.
1960 gründete er die Schola Cantorum, ein Ensemble von 18 Berufssänger*innen, mit denen er das Ziel verfolgte, die Kompatibilität von Neuer Musik und Chormusik wieder herzustellen. Das Ensemble brachte mehr als 80 Werke zur Ur- und Erstaufführungen bis zu seiner Auflösung 1990. Mehr als 20 Jahre – bis 1988 - war Gottwald Redakteur für Neue Musik beim heutigen Südwestrundfunk, zudem behielt er seine internationale Tätigkeit als Chordirigent währenddessen bei. Danach war er fast ausschließlich als Komponist tätig.
Clara Schumann (1819-1896) / Clytus Gottwald (1925-2023) (Transkription für sechsstimmigen Chor A-Cappella - initiiert und gewidmet dem Landesjugendchor Thüringen)
1) "Ich stand in dunklen Träumen" op. 12,1 [Heinrich Heine] 2) Volkslied "Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht" o.op. [Heinrich Heine] 3) "Liebst du um Schönheit" op. 12,4 [Friedrich Rückert]
HIER Vorwort zur gedruckten Ausgabe Clara Schumann / Clytus Gottwald [Carus Verlag] HIER Handschriftliches Manuskript der drei Transkriptionen der Klavierlieder
HIER Audio-Aufnahme „Liebst du um Schönheit" | LJC, Leitung: Nikolaus Müller [10.06.2019, Sondershausen]
Projekte 2023
Arbeitsphasen und Konzerte
Die erste Arbeitsphase im Jahr 2023 fand vom 13. - 15. Januar in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen unter der Leitung unserer Künstlerischen Leiterin Franziska Kuba statt, die seit Beginn des Jahres 2022 den Landesjugendchor leitet. Sie leitet in Leipzig das Vocalconsort und das Ensemble Neue Kammer. Im Herbst 2022 hat sie die Professur für Chorleitung an der Hochschule für Musik Detmold übernommen.
In insgesamt drei Arbeitsphasen bereiten wir ein neues Konzertprogramm vor. Am Ende dieses ersten Halbjahres 2023 konzertiert der Landesjugendchor in Mühlhausen, Meiningen, Leipzig (Thomaskirche) und Erfurt.
Auf dem Programm stehen Werke der Jubilare 2023 wie William Byrd (1543-1623), Max Reger (1873-1916), György Ligeti (1923-2006), "Lux aeterna" in der Vertonung von Edward Elgar sowie Motetten von Johann Hermann Schein aus seinem "Israels Brünnlein", welches vor 400 Jahren gedruckt worden ist.
Die zweite Arbeitsphase des LJC Thüringen ist vom 31.03. - 02.04. in Heiligenstadt.
Klangkosmos Schütz.22 „weil wir leben" – das Gipfeltreffen von vier Landesjugendchören
Unter dem Titel Klangkosmos Schütz.22 „weil wir leben" vereinigen sich vier der deutschen Landesjugendchöre (Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) zu einem herausragenden Projekt anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz (1585-1672).
150 junge Sängerinnen und Sänger haben Ende September an vier Tagen, in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des RIAS Kammerchores Berlin, ein mehrchöriges und bis zu vierzig-stimmiges Konzertprogramm mit Werken von Heinrich Schütz, Thomas Tallis, Johannes Ockeghem, Frank Martin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und John Tavener erarbeitet.
Die Einstudierung und künstlerische Gesamtleitung hat einer der profiliertesten Künstlerischen Leiter der Rundfunkchöre in Deutschland inne: Justin Doyle, Chefdirigent des RIAS Kammerchores Berlin.
Ein wichtiges Element im Konzertprogramm bildet die Uraufführung der Auftragskomposition "weil wir leben, können" von Reiko Füting. Dieser Kompositionsauftrag wurde ermöglicht durch die Finanzierung der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Kulturstiftung Thüringen.
Ein Video vermittelt die einerseits lockere, andererseits erwartungsvoll gespannte Atmosphäre während der Probe und im ersten Konzert am 3. Oktober in der Martinskirche Kassel mit großer Empathie.
Zentrale Regionen der Würdigung sind die Bundesländer Thüringen (Geburtsort), Sachsen (jahrzehntelanger Wirkungsort), Sachsen-Anhalt (Kindheit und Alterssitz) sowie Hessen (Ausbildungsstätte am Kasseler Hof, 450. Geburtstag von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel in diesem Jahr 2022 als der bedeutendste Mäzen und Förderer von Heinrich Schütz).
Als Heinrich Schütz 1672 im Alter von 86 Jahren starb, markierte das eine Epochenzäsur der mitteldeutschen und europäischen Musikgeschichte. Mit Schütz ging eine erste Blütezeit der Musik zu Ende und hatte ihre frühe Vollendung gefunden - einerseits.
Andererseits hatte er vielfach Weichen gestellt - kompositorisch, ästhetisch, in Bezug auf Musik-organisation und hinsichtlich der Vernetzung einer intellektuellen Avantgarde auf europäischer Ebene -, so dass über seinen Tod hinaus die Musikgeschichte von Bach über Mendelssohn Bartholdy und Brahms bis in unsere Gegenwart hinein wortwörtlich fundamental von Heinrich Schütz beeinflusst wurde.
Dieses großdimensionierte Projekt ist ein gewichtiger Beitrag zum Schütz-Festjahr, welches unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht. Mit Klangkosmos Schütz.22 „weil wir leben" kommt es erstmals auch in der Geschichte dieser vier Landesjugendchöre zu einer Zusammenarbeit im A-Cappella-Bereich.
Es ist endlich soweit! Nach der gemeinsamen Arbeitsphase 29.09. - 03.10. auf der Feuerkuppe/ Sondershausen (Thüringen) aller vier Landesjugendchöre Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unter der Gesamtleitung von Justin Doyle folgt das erste von insgesamt vier Konzerten - in jedem Bundesland gibt es ein Konzert an einem Ort, der in enger Beziehung zu Heinrich Schütz steht: Kassel, Magdeburg, Freiberg und Schmalkalden.
In Kassel ist Heinrich Schütz ausgebildet worden - sein Förderer war Landgraf Moritz von Hessen, dessen 450. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Ohne den kunstsinnigen Landgraf wäre Schütz nie nach Italien gekommen, hätten wir also die musikgeschichtlichen Novitäten - die Mehrchörigkeit - erst viel später sicherlich kennengelernt.
Heinrich Schütz dachte und agierte europäisch, lange bevor dieses Konzept zur Prämisse des Handelns und Zusammenlebens wurde. Zu seinem diesjährigen 350. Todestag gilt es, den Jahrhundertkomponisten Heinrich Schütz (1585-1672) umfassend und zeitgemäß zu würdigen.
Zentrale Regionen der Würdigung sind die Bundesländer Thüringen (Geburtsort), Sachsen (jahrzehntelanger Wirkungsort), Sachsen-Anhalt (Kindheit und Alterssitz) sowie Hessen (Ausbildungsstätte am Kassler Hof, 450. Geburtstag von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel in diesem Jahr 2022 als der bedeutendste Mäzen und Förderer von Heinrich Schütz).
Das ist der Grund für das herausragende Projekt Klangkosmos Schütz.22, weshalb es erstmals in der Geschichte dieser vier Landesjugendchöre (Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) zu einer großdimensionierten Zusammenarbeit im A-Cappella-Bereich kommt – unter der Leitung eines der profiliertesten Künstlerischen Leiter der Rundfunkchöre in Deutschland: Justin Doyle, Chefdirigent des RIAS Kammerchores.
160 junge Sängerinnen und Sänger erarbeiten unter seiner Leitung, in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des RIAS Kammerchores, ein mehrchöriges und vielstimmiges Konzertprogramm mit Werken von Heinrich Schütz, Thomas Tallis, Johannes Ockeghem, Frank Martin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und John Tavener. Ein Höhepunkt bildet die Uraufführung der Auftragskomposition "weil wir leben" von Reiko Füting.
Bereits im Vorfeld treffen sich jeweils zwei der Chöre zu gemeinsamen Vorbereitungsphasen, aber auch zu gemeinsamen Konzerten in den vier Bundesländern. Kassel und Leipzig im Rahmen des Deutschen Chorfestes waren die beiden Auftaktkonzerte bereits im Mai. Dort präsentierten die Landesjugendchöre aus Hessen und Sachsen Teile ihres Programmes zu dem Projekt Klangkosmos.
Die Konzerte in Weimar (20. August | 19:30 Uhr, Herderkirche) und Halle (21. August | 18:00 Uhr, Marktkirche) werden musikalisch gestaltet von den beiden Landesjugendchören Sachsen-Anhalt und Thüringen unter deren Künstlerischen Leiterinnen Berit Walther und Franziska Kuba. Die gemeinsame einwöchige Probenarbeit findet in der Musik-Jugendherberge Wernigerode statt. Die Aufführungen vermitteln somit einen ersten Ausblick auf das Gipfeltreffen der vier Landesjugendchöre im September und den sich anschliessenden vier Konzerten im Oktober unter der Leitung von Justin Doyle.
Das Programm in Weimar und Halle ist dreigeteilt: Beide Landesjugendchöre gestalten einen Teil des Konzertes gemeinsam, zudem präsentieren sich die beiden Chöre mit jeweils einem eigenen Aufführungsblock.
Eine Chor.Werkstatt findet am Freitag, 19. August in dem vor kurzem umgebauten und eröffneten Konzerthaus Liebfrauenkirche Wernigerode statt. Seien Sie herzlich eingeladen - Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten. https://konzerthaus-wernigerode.de/programm/chorwerkstatt/
Konzert So., 29. Mai | 16:00 Uhr | Colditz, St. Egidien-Kirche
Das Konzert am Sonntag, 29. Mai beschliesst die drei ersten Arbeitsphasen in diesem Jahr - erstmals unter der Künstlerischen Leitung von Franziska Kuba.
Zu hören sind Chorwerke aus vier Jahrhunderten, die einen textlichen Bezug zum bevorstehenden Pfingstfest haben. Einzige Ausnahme ist die Motette von Rudolf Mauersberger, die sich die Sänger:innen des Landesjugendchores in einem Wahlverfahren als ihr Wunschstück ausgewählt haben. Mauersberger hat dieses Chorwerk unmittelbar nach der Bombadierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 komponiert - die Grausamkeit und geographische Nähe des Krieges ist erneut erschreckend aktuell.
Klangkosmos Schütz.22 | »weil wir leben« - Ausblick auf ein Gipfeltreffen von vier Landesjugendchören -
Landesjugendchor Hessen Leitung: Jürgen Faßbender | Axel Pfeiffer Landesjugendchor Sachsen Leitung: Ron-Dirk Entleutner
Werke von Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Albert Becker, Max Reger, Frank Martin, Galina Grigorjewa und Vytautas Miškinis
Unter dem Titel »Klangkosmos Schütz.22« vereinen sich im Herbst 2022 vier der deutschen Landesjugendchöre (Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) zu einem großartigen Projekt anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz. 160 junge Sängerinnen und Sänger erarbeiten unter der Leitung von Justin Doyle ein mehrchöriges und vielstimmiges Konzertprogramm mit Werken von Schütz, Tallis, Ockeghem, Martin, Mendelssohn Bartholdy, Brahms und Tavener. Ein Höhepunkt bildet die Uraufführung der Auftragskomposition "weil wir leben" von Reiko Füting.
Bereits im Vorfeld treffen sich jeweils zwei der Chöre zu gemeinsamen Vorbereitungsphasen, aber auch zu gemeinsamen Konzerten im gesamten Bundesgebiet. Am 1. Mai in Kassel wie auch zum Deutschen Chorfest in Leipzig am 28. Mai präsentieren die Landesjugendchöre aus Hessen und Sachsen Teile ihres Programmes zu diesem Projekt.